Seit über drei Jahren kaufe und trage ich für mich ausschließlich Barfuß-Schuhe und habe alle meine Absatz-Schuhe bei der Kleiderspende abgegeben (sehr zum Leidwesen meiner Tochter, die gerne damit spielte).

Bisschen nerdig? Kann schon sein.

Bisschen gesund für Fuß und Beckenboden? Kann auch sein.

Heute erzähle ich dir alles rund um Barfußschuhe, worauf du beim Umstieg achten solltest und hoffe, dass ich dich von diesem Thema auch begeistern kann.

Was haben Beckenboden und Füße miteinander zu tun?

Dein Körper beginnt unten auf der Erde. Wie du stehst, beeinflusst deine Beinstellung, deine Beckenstellung und damit auch deinen Beckenboden und den Rest deiner Körperhaltung. Stehst du mehr auf der Innenkante oder auf der Außenkante deines Fußes? Probiere es selbst einmal bewusst aus und spüre nach, wie dabei dein Becken nach vorn kippt oder zurück.

Für einen gut funktionierenden Beckenboden ist es wichtig, dass deine Füße sowohl beweglich sind als auch stark. So können sie beim Gehen optimal abrollen und auch wie ein Stoßdämpfer wirken.

Füße, die in zu schmalen und kurzen Schuhen eingeengt sind, können nicht optimal abrollen. Das kann nicht nur Auswirkungen auf deine Fußgesundheit haben, sondern auch auf dein Gangbild, auf deine Körperhaltung und damit auch auf deinen Beckenboden.

 

Was sind überhaupt Barfußschuhe?

In Gesprächen mit Freundinnen und Familie habe ich schon mehrmals festgestellt, dass manche Menschen glauben, Barfußschuhe seien Schuhe, in denen du ohne Socken läufst – also barfuß. Aber nein, das ist es nicht! In Barfusschuhen läufst du mit Socken, aber mit einem Gefühl, als hättest du keine Schuhe an, weil du den Boden so toll spüren kannst und weil sich deine Füße darin so frei bewegen können, als hättest du keine Schuhe an.

Echte Barfußschuhe haben

  • eine ergonomische, vergleichsweise breite Zehenbox. Das bedeutet, dass sie an der Innenseite eher gerade nach vorn gehen und weniger abgerundet sind.
  • einen Nullabsatz. Vorne und hinten sind sie wirklich gleich hoch, auch innen ist keine versteckten Erhöhung. Im Gegensatz zu Barfusschuhen haben auch konventionelle „flache“ Schuhe wie Sportschuhe meistens eine sogenannte Sprengung –  sie sind an der Ferse erhöht.
  • eine super flexible Sohle. Sie lässt sich nicht nur von vorn nach hinten aufrollen, sondern ist auch von links nach rechts biegsam und aufrollbar.

Wie finde ich den passenden Schuh für mich?

Jeder Fuß ist anders, deshalb solltest du vor dem ersten Schuhkauf deinen Fuß genau ausmessen. Ich habe das natürlich genau entgegen der Empfehlungen gemacht und habe einfach das erste Paar Schuhe gekauft, das mit optisch gefallen hat. Denn wie man richtig misst, habe ich erst viel später gelernt, als ich mich für meine Kinder noch viel mehr mit dem Thema auseinander setzte.

Füße unterscheiden sich

  • in der Länge
  • in der Breite des Vorderfußes
  • in der Breite der Ferse
  • in der Höhe des Spann.

Auf den Webseiten verschiedener Barfußschuh-Shops findest du ausführliche Anleitungen dafür, wie du deine Füße richtig misst.

Zum Beispiel mit Video-Anleitung beim Shop Zehenspiel oder hier beim Shop Freizehn.

Zu der gemessenen Fußgröße addierst du den empfohlenen Abroll-Spielraum (16 mm) bei der Länge und für Kinder zusätzlich noch etwas Zuwachs. In der Breite genügen 2-4 mm zusätzlich. Denn dein Fuß dehnt sich bei jedem Schritt etwas aus. Schau einfach mal wie es aussieht, wenn du barfuß dein Gewicht nur auf den linken Fuß verlagerst – von oben sieht der rechte Fuß dann schmaler aus, als wenn du das Gewicht wieder nach rechts verlagerst.

 

Wie bereite ich meine Füße auf Barfußschuhe vor?

Ich bin damals von einem auf den anderen Tag einfach so ohne Training auf Barfußschuhe umgestiegen. Das hat ganz gut geklappt, aber es kann auch sein, dass du deine Füße damit überlastest und Schmerzen bekommst. Starte also langsam, gehe zu Beginn nur kurze Strecken mit deinen neuen Schuhen

Gehe mit Barfußschuhen langsamer, mit gedämpften Schuhen treten wir meistens viel heftiger auf als wir es barfuß tun würden.

Du kannst heute schon damit beginnen, einfache Übungen für deine Füße zu machen, auch wenn du noch keine Barfußschuhe besitzt:

 

  1. Nimm dir einen Tennisball oder einen Massageball und rolle deine Fußsohlen aus für mehr Beweglichkeit.  Wenn du keinen Ball hast, kannst du sitzend einfach die Finger einer Hand mit den Zehen des diagonalen Fußes verschränken und bewegen.
  2.  Hebe deine Fersen und komme mehrmals in den Ballenstand. Lass die Fersen langsam und kontrolliert wieder zu Boden kommen, kein Plumpsen. Das kräftigt deine Füße.
  3. Hebe deine großen Zehen und lass die anderen Zehen am Boden stehen. Dann drückst du die großen Zehen in den Boden und hebst alle anderen Zehen vom Boden ab – immer abwechselnd. Wenn das überhaupt nicht klappen mag, kannst du die Zehen mit deinen Fingern heben bzw. auf dem Boden halten.
  4. Spreize deine Zehen und lasse sie wieder locker.

Sind Absatz-Schuhe schlecht für den Beckenboden?

Ich trage seit Jahren keine Absatz-Schuhe mehr, weil ich mich darin einfach eingeengt fühle. Aber wenn du deine schicken Schuhe zum Ausgehen gerne trägst – bitte sehr, gerne! Wie bei allem, macht die Dosis das Gift.

Wenn du keine Beckenboden-Beschwerden und keine Fußbeschwerden hast, musst du darüber wahrscheinlich gar nicht nachdenken.

Aber wenn du bereits Beckenboden-Beschwerden hast, würde ich meinen Füßen so viel Platz wie möglich geben und sie so selten wie es geht in enge Schuhe mit Absatz zwängen. 

Denn jeder Absatz führt dazu, dass dein Becken nach vorne kippt. Diese Beckenstellung führt dazu, dass dein Beckenboden eine geringere Grundspannung hat – er ist weniger „wach“, ist eher entspannt, und reagiert dann nicht ganz so leicht automatisch.

Aber ich kann dir leider nicht versprechen, dass du deine Beckenboden-Probleme sofort verhinderst oder rückgängig machst, wenn du ab sofort nur noch Barfußschuhe trägst. Beckenboden-Beschwerden sind multifaktoriell und zum Glück nicht nur abhängig von deinem Schuhwerk. Es gibt übrigens auch jede Menge Menschen ohne Beckenboden-Beschwerden, die ganz normale Schuhe tragen. Aber Gesundheits-Nerds wie ich sollten auf jeden Fall Barfußschuhe tragen 🙂

Sind Barfußschuhe geeignet bei Fuß-Beschwerden wie Plattfuß, Hallux valgus, Plantarfasziitis etc.?

Wenn du Fußprobleme hast, solltest du sie dir auf jeden Fall von einer geschulten Fachkraft anschauen lassen und dir persönliche Empfehlungen geben lassen. Ich bin KEINE Fußtherapeutin und offiziell übersteigen diese Fragen meine Expertise. Ich würde auf jeden Fall so oft es geht den Füßen bei allen diesen Beschwerdebildern genügend Platz für die Zehen geben, die oben beschriebenen Fußübungen machen und mir ein Paar halbwegs richtig abgemessene Barfußschuhe zulegen und sie wohldosiert tragen.

Bei Plattfuß und Plantarfasziitis würde ich den Fokus mehr auf Kräftigung legen, beim Hallux valgus mehr auf Mobilisierung und Platz schaffen. Melde dich gerne bei mir für ein paar private Einzelstunden zu deinem Fuß-Problem.

Haltung beginnt unten am Körper, deshalb gehören Beckenboden und Füße ganz eng zusammen.

 

Mein persönliches Fazit nach vier Jahren mit Barfußschuhen

Ich kann es kaum glauben, dass ich so alt werden musste, bis ich gelernt habe, dass es Barfußschuhe gibt. Schon als Kind hatte ich Probleme, passende Schuhe zu finden und in Sandalen habe ich mir schon immer meine kleinen Zehen blutig gelaufen. Bis ich Zehensandalen und später Barfußschuhe entdeckte.

Diesen Sommer habe ich alte Sandalen tief hinten im Schrank gefunden und festgestellt, dass mein kleiner Zeh mittlerweile komplett neben der Sohle steht, wenn ich sie trage. Die Füße weiten sich nämlich wieder, wenn man ihnen den Raum gibt, den sie brauchen. Es ist also nicht zu spät, auch wenn du schon ein Leben lang in konventionellen Schuhen läufst.

Ich würde immer wieder umsteigen. Nur für die nächsten Sommerferien mit extrem langen Fußmärschen muss ich mir etwas überlegen. Da habe ich mich in den letzten Jahren nämlich immer wieder mal überlastet, weil ich unglaublich viel mehr zu Fuß unterwegs war, als zu Hause. Vielleicht mache ich vor dem nächsten Urlaub einfach vier Wochen lang täglich meine Fußübungen, um mich optimal vorzubereiten. 

Ich habe dieses Jahr auch versucht, meine uralten Schuhe wieder zu tragen, aber das fühlt sich mittlerweile wirklich sehr seltsam an. Der große Zeh stößt in den Turnschuhen an, ich fühle richtig, wie ich schräg stehe und nach vorne kippe dank Sprengung im Absatz und die super bequemen Einlagen in den Laufschuhen musste ich sofort unterwegs entsorgen, weil sie so unglaublich unbequem und einengend waren. Geht gar nicht mehr.

Dann lieber ganz ohne Schuhe!