Schon wieder so ein Tabuthema – alles rund um den Intimbereich der Frau ist ja anscheinend ein Tabu und Lust sowieso. Sollte es aber nicht sein, denn die meisten Frauen und vor allem die meisten Mütter hatten sicherlich irgendwann schon einmal eine Phase, in der sie keine Lust auf ihren* Partner* hatten. Auch ich. Und sie ging auch wieder vorbei.
Aber wie bei Beckenboden-Problemen bin ich stark dafür, aktiv etwas gegen eine geringe Libido zu tun anstatt einfach nur abzuwarten. Selbst etwas aktiv tun – das ist kraftvoll, schöpferisch und sinnvoll.
In diesem Beitrag teile ich mit dir vier Wege, wie du deinem Liebesleben wieder auf die Sprünge helfen kannst.
Gründe für wenig Lust
Als erstes möchte ich dir sagen: Es gibt überhaupt keine Regel wie häufig ein Paar Sex haben sollte – das ist eine völlig individuelle Entscheidung. Aber wenn ihr an dem Punkt angekommen seid, dass ihr unzufrieden mit eurem Liebesleben seid, dann ist es Zeit, auf Ursachenforschung zu gehen. Und vor alle aktiv etwas für mehr Zufriedenheit zu sorgen.
Ganz typisch für wenig Lust sind hormonelle Veränderungen, Stress und Schlaflosigkeit – all das tritt in mehreren Lebensphasen auf. Die ersten Jahre nach Geburten zum Beispiel, aber auch in den Wechseljahren. Stress ist natürlich auch sehr individuell, du könntest dir zum Beispiel deine berufliche Situation anschauen oder deine familiäre Situation. Wer oder was macht dir Stress? Was möchtest du in deinem Leben gerne ändern? Wie sieht für dich das optimale Ergebnis aus?
Und dann ist natürlich klar: Wenn du in deiner Beziehung gerade unzufrieden bist, wenn du ständig genervt bist und den Eindruck hast, ein weiteres Kind anstatt einen* gleichwertigen* Partner* zu haben – wie soll denn da bitteschön Lust aufkommen?
Libido ist vielschichtig und es geht nicht darum, von morgens bis abends sexy und verfügbar zu sein, sondern vielmehr darum, ob du dich in deinem Körper und in deinem Leben wohl fühlst. Dabei ist es völlig egal, welche Kleidergröße du trägst. Es geht darum, überhaupt Raum im Leben für Vergnügen als Paar zu haben.
Eine Grundvoraussetzung ist natürlich, dass du keine Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hast. Wenn du welche hast, wende dich gerne so bald wie möglich an deine Gyn* oder Sexual- oder Beckenboden-Therapeutin. Übrigens sind Beckenbodenprobleme wie Organsenkung oder Inkontinenz kein Grund für ein nicht-funktionierendes Liebesleben, auch wenn sie ein Grund für Schmerzen sein können.
Was du für deine Libido tun kannst
Anschauen und Anfassen
Den eigenen Körper lieben ist für viele nicht so einfach in unserer Gesellschaft, in der Körper viel zu sehr nach äußeren Merkmalen bewertet werden. Wenn du deinen Körper noch nicht komplett lieben kannst, ist das ok. Vielleicht startest du damit, ihn erst einmal wahrzunehmen? Schenke dir selbst Aufmerksamkeit und Zeit für Sinnlichkeit, beispielsweise schenke dir selbst eine Umarmung, berühre deinen Bauch, wenn du dich nach dem Duschen eincremst. Und dann schenke auch deiner Vulva die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Nimm dir einen Spiegel und schaue dich an – ganz wertfrei, einfach mit Interesse. Finde heraus, welche Berührung dir gut tut und welche du nicht magst. Allein dieser erste Schritt kann schon die Lust wieder entfachen. Wenn du alleine mit dir selbst Lust empfinden kannst, wird es zu zweit leichter gehen.
Hautpflege
Eincremen und Körperpflege ist ein Akt der Selbstliebe. Ich selbst hatte auch Phasen, als meine Kinder super klein waren, da war ich schon begeistert, wenn ich ohne Eile Zähne putzen konnte und zu mehr gab es einfach keinen Raum. Bis ich ihn mir genommen habe. Nimm dir diese Zeit! Nicht nur für die Haut an Armen, Beinen und co., sondern lerne auch, deinen Intimbereich zu pflegen. Das beugt Trockenheit vor, die ein Grund für Missempfinden sein kann. Trockenheit kann jederzeit auftauchen, nicht erst in den Wechseljahren. Auch wenn du Einlagen verwendest, synthetische Unterwäsche oder Hosen trägst, tut deiner Haut eine Extraportion Pflege gut. Meine Beckenboden-Physiotherapeutin hat mir folgende Pflege für den Intimbereich empfohlen:
- Deumavan als fetthaltige Pflege für die Außenhaut/äußere Vulvalippen
- Kadefungin als Feuchtigkeitspflege für die Schleimhaut/innere Vulvalippen
- Vagisan als Feuchtigkeitspflege für die Vagina und als Gleitmittel für das Pessar.
(Durch diese Markennennung habe ich übrigens keinen Vorteil, das ist einfach was mir selbst empfohlen wurde.)
Je nach deinem Hormonstatus und anderen Beschwerden kannst du reine Feuchtigkeitspflege auch durch Hormon-Cremes ersetzen. Sprich darüber mit deiner* kompetenten* Gyn*. Lokale Hormoncremes sind übrigens nicht zu vergleichen mit Hormonen wie in der Pille und können sehr hilfreich sein gegen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr durch zu starke Trockenheit.
Auch wenn du mit Trockenheit keine Probleme hast, kannst du bereits vorbeugend Cremen. Alleine das Eincremen kann dir auch schon Freude bereiten und Lust auf mehr machen.
Beckenboden-Training
Weil Training dazu führt, dass Muskulatur besser durchblutet wird, hilft Beckenboden-Training bei der besseren Durchblutung der Beckenboden-Muskulatur. Dadurch kannst du deinen Beckenboden und alles was darum herum liegt, besser wahrnehmen.
Wie du damit startest, wenn bei dir vor Ort kein passender Kurs ist: Komm doch ins Online-Training für die Starke Mitte und teste 7 Tage kostenlos, ob das Online-Training mit mir für dich passt.
Auch der Stress-Abbau, den du bei regelmäßigem Training hast, kann deine Libido verbessern. Denn wenn wir den ganzen Tag lang nur für andere da sind und nicht einmal eine Stunde Zeit pro Woche nur mit uns selbst verbringen, wie können wir da überhaupt Raum für Zärtlichkeit mit einer anderen Person haben. Zuerst müssen unsere Grundbedürfnisse befriedigt werden – auch Schlaf und Erholung gehören dazu.
Zeit für dich und deine Partnerschaft
Lust beginnt nicht im Bett, sondern in jedem noch so kleinen Moment im Alltag, wenn du in deiner Partnerschaft Momente teilst. Kleine Berührungen. Umarmungen. Küsse. Nimm den Druck raus, dass bei jedem Kuss gleich die Klamotten in der Ecke liegen müssen. Nehmt euch Zeit für Gespräche. Wenn alle gestresst sind vom Alltag und kein Raum mehr bleibt für echten Austausch, wie soll da Lust aufkommen? Dann ist natürlich noch wichtig, dass man überhaupt Zeit für die Liebe findet. Und da ist es wie mit allen Dingen: Die Zeit dafür wird mir nicht zusätzlich geschenkt, sondern ich muss sie mir nehmen. Da ist jedes Paar auch wieder individuell. Braucht es für dich ein Wochenende, an dem ihr gemeinsam weg fahrt? Braucht es einen Abend (oder vielleicht einen Vormittag?), an dem ihr euch bewusst verabredet? Von alleine wird sich nichts ändern, wenn ihr euch keinen Raum für die Liebe nehmt.
Hast du selbst noch ultimative Tipps dafür, wie Lust wieder in Beziehungen einziehen kann?