Ein Erfahrungsbericht zu imperativem Harndrang beim Autofahren: Meine Blase als Kompass

25. Mai 2025 | Erfahrungsbericht, Persönliches | 0 Kommentare

Nachdem ich meinen Blog-Artikel zur Drangblase veröffentlicht hatte, erreichte mich ein Erfahrungsbericht von meiner Kundin Julia und ich möchte ihn hier mit euch teilen, weil sie eine gang ganz andere intensive Erfahrung mit überaktiver Blase und imperativem Harndrang hatte als ich.

Wenn du auch einen Erfahrungsbericht rund um Beckenboden oder Blase oder Frauengesundheit im weitesten Sinne hast, schreibe mir gerne an info@reginaschmitt.de , damit ich ihn hier veröffentlichen kann! Ich bin überzeugt davon, dass er anderen Frauen weiter hilft.

Julia erzählt:

„Wir waren gerade im Urlaub an der Nordsee, wo ich schon seit 25 Jahren Urlaub mache. Es war eine traumhafte Woche.
Letztes Jahr waren wir um die gleiche Zeit auch hier und es war die Hölle für mich. Schon Wochen vorher war ich in Panik wegen der bevorstehenden Autofahrt. Sie dauert vier Stunden lang und letztes Jahr war die Blase sehr verkrampft. Es war so schlimm, dass ich dachte:

Ich fahre einfach nie wieder in Urlaub. Die Rückfahrt war letztes Jahr sogar noch schlimmer als die Hinfahrt.

Bei jedem Ruckeln im Auto meldete sich meine Blase nämlich sofort. Ich glaube, bei mir war die Ursache gar nicht mal die Geburt, sondern die Problematik begann, als wir eine längere Rundreise mit dem Wohnmobil gemacht haben. Damals hatte ich sehr wenig Raum für mich und die Reise war auch mit etlichen Hindernissen gespickt. Es war zwar eine schöne Reise, aber lange nicht so easy und entspannt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Damals habe ich gemerkt, dass das viele Sitzen und das ruckelige Fahren meinen Unterleib und mich wahnsinnig machten. Ich hätte die ganze Zeit auf der Toilette sitzen können, obwohl ich eigentlich gar nicht musste. Mein Dranggefühl war sogar stärker, wenn die Blase gar nicht so voll war. Und immer direkt nach dem Wasserlassen. Als müsste sich da erstmal wieder etwas sortieren, bevor das Signal „Blase leer, alles entspannt“ gesendet werden kann.

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Nach unserer Reise sind mir selbst kurze Wege mit dem Auto schwer gefallen. Der Drang wurde im Auto zu einem Dauergefühl, so dass ich nicht einmal mein Kind 5 km zur Schule fahren konnte. Immer im Auto oder wenn ich unterwegs war, war es am schlimmsten. Wenn ich nach Hause kam, war der Drang dann auf einmal weg. Es ist also genau das Gegenteil von dem Schlüssel-ins-Schloss-Drang vor der Haustür, den du, Regina, beschrieben hast. Eine Toilette in der Nähe zu haben entspannt mich.

Ich habe außerdem das Gefühl, das ich in der zweiten Zyklushälfte – also etwa eine Woche vor der Periode – weniger intensiven Harndrang habe als sonst. Um den Eisprung herum ist es dann manchmal richtig wild. Das ist auch genau das Gegenteil von dem, was du, Regina, im Newsletter von dir erzählt hast.

Insgesamt ist es super nervig, aber auch ein spannendes Beobachtungsfeld.

Dieses Jahr startete der Urlaub nun ganz anders. Ich hatte in der Nacht bevor wir losgefahren sind gut geschlafen, mir im Vorfeld schon viel weniger Gedanken gemacht und versucht, mit Vertrauen in die Situation zu gehen und war richtig entspannt. Und so wurde die Fahrt auch entspannt. Wir haben nur eine Pipi-Pause gemacht und es war alles gut. Ich war an Zyklustag 2, meine Menstruationstasse hatte ich in Benutzung.

In diesem Urlaub sorgte ich gut für mich, machte z.B. meine Morgengymnastik und bewegte mich sehr viel. Ich habe Spaziergänge allein ohne die Familie gemacht. Und wenn wir zusammen am Strand waren, hatte ich den Schlüssel zum Haus in meiner Tasche, damit ich jederzeit zurückgehen konnte. Unabhängigkeit hilft mir sehr. Allein entscheiden können, wann ich eine Situation beende.

Ich habe nämlich gemerkt, dass der Stress von innen ganz viel damit zu tun hat, ob meine Blase krampft oder nicht. Außerdem spielt es eine Rolle, ob ich warm genug angezogen bin. Ich gehe jetzt einfach immer mit einer Sport-Leggings spazieren und darüber habe ich ein Kleid, das heißt der Bereich der Blase ist gut bedeckt und gewärmt und das macht so viel aus.

Ich merke: Wenn mein Körper irgendeinem Reiz ausgesetzt ist, wenn irgendetwas weh tut, spüre ich es direkt in der Blase. Es kann also sein, dass mein Fuß weh tut und sich das in der Blase bemerkbar macht. Schmerzen egal wo in meinem Körper, oder starker Wind, der mich durcheinanderbringt, wirken sich bei mir direkt darauf aus, ob meine Blase einen Drang sendet. Ich finde das sehr spannend. Meine Blase ist ein Kompass für mich: geht es mir gut, geht es auch meiner Blase gut. Ich versuche also, mich immer mehr und immer besser in Situationen hinein zu entspannen.

Ich kann vielleicht nicht verhindern, Schmerzen im Fuß zu haben. Aber ich weiß jetzt ganz genau, welche Schuhe ich nicht anziehen möchte.

Ich habe eine speziell geschulte Beckenboden-Physiotherapeutin aufgesucht, die mir einen schwachen Beckenboden bescheinigte. Das Pipi-Tagebuch (Miktionsprotokoll), das ich dafür führte, hat mir gezeigt, dass meine Blase sehr wohl in der Lage ist, 600ml und mehr zu fassen. Dieses Wissen ist wertvoll, allerdings ist es mir wichtig, wieder ins Vertrauen zu kommen. Also auf meine Blase zu hören, wenn sie Drang sendet. Auch, wenn das dann noch nicht so viel ist. Eine gegenseitige Sicherheit zu vermitteln.

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Was ich ausserdem beobachte: Jede gute Erfahrung, sei es ein Spaziergang ohne Drang, eine entspannte Autofahrt, ein schöner Konzertbesuch ohne Gedanken an das nächste Klo, helfen mir, beim nächsten Mal noch besser klarzukommen. Ich kommuniziere ausserdem ganz klar, wenn mir irgendwas zu viel wird, und sobald ich eine Möglichkeit habe, aus der Situation zu entkommen, kann ich sie besser aushalten und oft sogar genießen. Da sehe ich Parallelen zur Blasenthematik. Ist ein Klo da, muss ich es nicht nutzen. Ist ein Ausweg da, muss ich nicht gehen. Das zu wissen, hilft mir enorm. Denn ich kann so im Vorfeld schon gut für mich sorgen.

Das habe ich für mich in meinem Lebensstil seit dem letzten „schlimmen“ Urlaub verändert:

  • Ich gehe wieder jeden Tag spazieren.
  • Ich schwimme täglich im See.
  • Ich mache regelmäßig Beckenboden-Training mit Regina
  • Ich ziehe mich warm um die Blase herum an
  • Ich trage keine Hosen mehr mit engem Bund
  • Ich habe außerdem somatische Beckenarbeit gemacht, in der ich eine tiefe Verbindung zu meinem Unterleib aufbauen konnte.

Meine Erfahrung mit dem Elvie-Beckenbodentrainer war diesbezüglich nicht hilfreich, weil ich dabei keinen natürlichen Zugang zu meinem Beckenboden gespürt habe. Es fühlte sich einfach falsch an.

Nach wie vor beobachte ich, welche Getränke sich wie auswirken. Meist trinke ich Leitungswasser und koffeinfreien Kaffee, beides wirkt sich bei mir nicht negativ aus. Tee ebenso. Bei alkoholfreiem Bier ist das schon anders. Darauf reagiert die Blase unwirsch.

Unterm Strich habe ich durch diese Drangproblematik viel über mich gelernt. Vieles wusste ich vorher schon, aber wie wichtig es ist, für mich einzustehen, meine Grenzen zu achten und zu verteidigen, das habe ich nochmal in einem ganz neuen Blickwinkel zu sehen gelernt.

Das Thema ist für mich noch nicht durch, noch habe ich den Gedanken oft bei mir, beeinflusst das Erlebte mich in der Planung meiner Termine. Aber es ist schon deutlich besser geworden und ich schaffe es immer häufiger, eine gute Erfahrung zu machen, die die schlechten aus der Vergangenheit überschreiben.

Ich bleibe dran. Für mich. Denn nur, wenn es mir gut geht, kann ich auch für meine Familie sorgen.“

Anmerkungen von Regina: „Danke für diesen tollen Einblick in deine persönliche Beckenboden-Reise! Ich finde sie zeigt deutlich, wie vielschichtig Beckenboden- und Blasengesundheit ist und dass wir alle ganz unterschiedliche Erfahrungen haben, obwohl wir einen ähnlichen Körper haben. Ich finde es vor allem wichtig, dass alle Erfahrungen valide sind, dass wir alle Beschwerden ernst nehmen. Deine Geschichte zeigt auch, dass es nicht für immer so bleiben muss, wenn wir einmal Beschwerden haben – selbst wenn wir im akuten Fall gar keine Hoffnung haben. Ich finde es so toll, dass du immer wieder für dich einstehst. Danke für dein Vertrauen und deine Offenheit!“

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